»Haftentlassene als Beschäftigte sind problematisch«, ist eines von zahlreichen gängigen Vorurteilen, …
… denen sich entlassene Straftäterinnen und Straftäter ausgesetzt sehen, wenn sie ihre Strafe verbüßt haben und den Weg zurück in die Gesellschaft suchen. Ein Teufelskreis, denn die Ablehnung aus der Gesellschaft führt in vielen Fällen dazu, dass ehemalige Inhaftierte rückfällig werden und sich erneut hinter Gittern wiederfinden.
Dabei haben auch diese Menschen eine zweite Chance verdient. Sie verbringen ihre Haft nicht untätig in einem Haftraum, sondern können umfassende Angebote im Bereich der schulischen und beruflichen Bildung wahrnehmen, die von einer Vielzahl unterschiedlicher Trainings und Qualifizierungen begleitet werden, beispielsweise aus den Bereichen Anti-Gewalt, Suchtprävention oder Sprachförderung. Der nordrhein-westfälische Justizvollzug möchte Gefangene mit diesen Angeboten bestmöglich bei ihrer Rückkehr in die Gesellschaft unterstützen.
Nicht selten beobachten die Vollzugsanstalten bei Gefangenen, die diese Angebote in Anspruch nehmen, eine positive Persönlichkeitsentwicklung während der Haftzeit. Dennoch steht ihnen bei ihrer Wiedereingliederung häufig der fehlende Zugang zu Betrieben im Weg. Anlass genug für den WHKT, gemeinsam mit dem Ministerium der Justiz des Landes Nordrhein-Westfalen die Initiative »Handwerk im Hafthaus« ins Leben zu rufen, deren Ziel darin besteht, den Zugang von Haftentlassenen in den ersten Arbeitsmarkt zu verbessern.
Kurzdarstellung JVA Heinsberg
Die JVA Heinsberg dient als Vollzugsanstalt für ausschließlich männliche, jugendliche Straftäter im Alter von 14 bis 24 Jahren. Sie ist mit 566 Haftplätzen die größte Jugendstrafanstalt in NRW. Die JVA Heinsberg verfügt über Ausbildungswerkstätten und Unterrichtsräume, die mit modernsten Maschinen und Werkzeugen ausgestatteten sind. Das im Justizvollzugsdienst tätige Ausbildungspersonal (Meisterinnen und Meister) ermöglicht den Gefangenen praxisnahe Schul- und Berufsabschlüsse, unter anderem als Hochbaufacharbeiter mit der Möglichkeit zur Weiterbildung als Maurer, Fachkraft für Metalltechnik mit Weiterbildung zum Industriemechaniker oder auch Schweißer. Teilqualifizierungen werden beispielsweise in den Berufen Bodenleger, Dachdecker, Gebäudereiniger, Tischler oder Straßenbauer angeboten. Für den berufsschulischen Teil sind die Lehrkräfte des Berufskollegs Ernährung, Sozialwesen, Technik (EST) aus Geilenkirchen zuständig.
Kurzdarstellung JVA Bochum-Langendreer - Berufsförderungsstätte -
Bei der JVA Bochum-Langendreer - Berufsförderungsstätte - handelt es sich um die zentrale Bildungseinrichtung für erwachsene Strafgefangene im offenen Vollzug des Landes Nordrhein-Westfalen. Die Anstalt verfügt über eine Belegungsfähigkeit von 204 Haftplätzen für männliche Strafgefangene. Für die berufliche Qualifizierung der Gefangenen stehen in modern ausgestatteten Werkstätten 175 Ausbildungsplätze zur Verfügung. Alle beruflichen Maßnahmen stehen ambulant im Wege der Koedukation auch weiblichen Gefangenen der JVA Gelsenkirchen offen. Zu den Qualifizierungsangeboten der Berufsförderungsstätte zählen u.a. die Berufsausbildungen zum/zur Maurer/in, Hochbaufacharbeiter/in, Maler/in und Lackierer/in, Elektroniker/in für Betriebstechnik, Industriemechaniker/in und Fachkraft für Metalltechnik, ferner bestehen in der DVS-zertifizierten Kursstätte Qualifizierungsmöglichkeiten im Fachbereich Schweißen. »Die Vielfalt unserer Angebote in Kombination mit den Bedingungen des offenen Vollzuges macht unsere Berufsförderungsstätte so einmalig in der Vollzugslandschaft. Eine abgeschlossene Ausbildung sowie eine anschließende Beschäftigung als Fachkraft ist eine gute Grundlage für eine erfolgreiche Lebensführung nach der Inhaftierung«, sagt Anke Benna, Leiterin der JVA.
Westdeutscher Handwerkskammertag
Der Westdeutsche Handwerkskammertag ist die Dachorganisation der sieben nordrhein-westfälischen Handwerkskammern mit Sitz in Düsseldorf. Zu seinen Aufgaben gehört die Wahrnehmung von Interessen, die im gemeinschaftlichen Sinne seiner Mitgliedskammern liegen. Dazu zählen unter anderem Vorhaben und Aktivitäten, die dem vielfältigen sozialen Engagement der rund 196.000 vorwiegend kleinen und mittleren Handwerksunternehmen in Nordrhein-Westfalen Rechnung tragen. Mit der Initiative »Handwerk im Hafthaus« möchte der WHKT das gesellschaftliche Engagement des Wirtschaftsbereichs Handwerk sinnvoll mit Ansätzen zur Gewinnung gut ausgebildeter Fachkräfte verknüpfen.